
Die Rezession hat nun auch das Handwerk erreicht – das belegen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammern in Baden-Württemberg. Der Bruttoumsatz der Handwerksbetriebe sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent, insbesondere in den bau- und industrienahen Gewerken. Für Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, ist dies ein unübersehbares Warnsignal an die neue Bundesregierung.
„Wir erwarten von den Koalitionspartnern eine schnelle Einigung in den Verhandlungen, damit die dringend notwendigen
Weichenstellungen für einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung erfolgen können“, fordert Rottler. „Statt über Mütterrente
oder die Rückabwicklung der Cannabis-Legalisierung zu streiten, muss die Politik jetzt entschlossen handeln. Wir dürfen
uns nicht im Klein-Klein verlieren, sondern brauchen den großen Wurf und echte Reformen.“
„Spürbare Entlastungen“
Als Schlüsselfaktoren nennt Rottler gezielte Investitionen in die Zukunft – etwa durch die Förderung von Digitalisierungsprojekten – sowie eine spürbare Entlastung des Mittelstands durch reduzierte Steuern und Abgaben. „Die
Sozialabgaben müssen wieder unter die magische 40-Prozent-Grenze. Außerdem muss man bei der Forderung nach einer höheren Einkommenssteuer berücksichtigen, dass die Mehrheit der Handwerksbetriebe Personengesellschaften sind und die Einkommenssteuer der Unternehmenssteuer entspricht. Diese Betriebe müssen aus ihrem Einkommen das Unternehmen am Laufen halten: investieren, Mitarbeiter bezahlen, Rücklagen bilden. Das hat nichts mit Reichtum zu tun“, so Rottler.
Es wird Mut vermisst
Noch allerdings vermisse er bei den Koalitionsverhandlungen den Mut, die Probleme wirklich an den Wurzeln zu packen. Zwar werde das Handwerk kurzfristig von den geplanten Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung profitieren, doch der wachsende Schuldenberg sei ein ernstzunehmendes Problem. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept, um das Handwerk und die gesamte Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Langfristig bleibt Deutschland nur wettbewerbsfähig, wenn wir die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Unternehmen investieren und Verbraucher Vertrauen in ihre wirtschaftliche Zukunft
haben.“