
Es ist eines der ersten Projekte in Baden-Württemberg, das mit dem Förderprogramm „Junges Wohnen“ umgesetzt wird. Auch sonst dürfte das geplante Azubiwohnheim in Konstanz ein Leuchtturm sein, an dem sich andere Gemeinden orientieren können. Die Handwerkskammer Konstanz unterstützt die Idee. Fehlender bezahlbarer Wohnraum ist in Konstanz ein Hindernis, warum Betriebe Ausbildungsstellen nicht besetzen können.
„Die regulären Mieten lassen sich in Konstanz kaum von der Ausbildungsvergütung zahlen. Deswegen ist es ein dringend notwendiger Schritt, geförderten Wohnraum auch für Auszubildende zu schaffen“, hebt Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, die Bedeutung des Projektes hervor. Die Zukunftsfähigkeit der Handwerksbetriebe beginne mit einer erfolgreichen Ausbildung. „Da sind Politik und öffentliche Einrichtungen gefordert, ein entsprechendes Umfeld zu schaffen, damit die regionale Wirtschaft langfristig planen kann.“
Nachverdichtung an attraktiver Stelle
Verwirklicht wird das Projekt von der Wobak, der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Konstanz. Unterstützer sind neben der Handwerkskammer Konstanz auch die IHK Hochrhein-Bodensee sowie die Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg. Standort für das neue Azubi-Wohnheim ist ein zentrales Grundstück im Konstanzer Stadtteil Wollmatingen. Eine Baulücke, in der nun 30 Apartments für volljährige Auszubildende entstehen sollen. Die Baugenehmigung wurde im November erteilt.
„Wir planen hier eine Nachverdichtung, die sich gut in den Bestand einfügt“, erklärt Wobak-Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch die Pläne. Das längliche Grundstück werde mit einem Vorder- und Hinterhaus bebaut. „Wir investieren drei Millionen Euro, von denen 40 Prozent gefördert werden.“ Die Apartments in den dreigeschossigen Gebäuden werden eine Größe von etwa 15 Quadratmetern haben und sollen im Monat zwischen 300 und 350 Euro pro Apartment kosten. „Eingeplant sind auch Gemeinschaftsräume auf rund 70 Quadratmetern“, erzählt Götsch. „Es wird eine Gemeinschaftsküche und einen großen Aufenthaltsraum geben.“
Götsch ist bewusst, dass die Miete für Auszubildende dennoch hoch ist: „Wir bauen auf die Unterstützung der Unternehmen, die bei uns Einheiten anmieten können und diese dann an ihre Auszubildenden weitergeben.“ Die ersten Unternehmen hätten bereits Interesse signalisiert.
Wohnraum für Fachkräfte
„Für unsere Betriebe ist das eine tolle Chance, um Auszubildende zu finden“, sagt Georg Hiltner. „Wer von außerhalb kommt, den schrecken die hohen Mietpreise ab – wenn es überhaupt Angebote gibt. Viele entscheiden sich dann gegen eine Ausbildung in Konstanz. Wir hoffen, dass die Ausbildung dadurch attraktiver wird und der Fachkräftebedarf besser gedeckt werden kann.“ Um in dem Wohnheim einzuziehen, braucht es einen Wohnberechtigungsschein und einen unterschriebenen Ausbildungsvertrag. „Für alle Beteiligten ist es eine Investition in die Zukunft.“
Dass das Thema wohnen für die Ausbildung immer wichtiger wird, hat die Handwerkskammer auch an den Standorten der Bildungsakademien auf dem Schirm. In Rottweil betreibt die Handwerkskammer ein Internat, in dem 25 Schüler unterkommen können, wenn sie die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) an der Bildungsakademie besuchen. Hier gibt es eine sozialpädagogische Betreuung, da die Schüler auch unter 18 Jahre alt sein können. Ähnliche
Bedingungen finden sich in Waldshut. Dort hat die Handwerkskammer Zimmer angemietet, in denen Jugendliche, die weiter weg wohnen, übernachten können. Auch hier gibt es eine Aufsicht für die Minderjährigen.
„Gerade für junge Menschen, die aus dem ländlichen Raum kommen, ist es schwierig, die Bildungsangebote in den Städten wahr zu nehmen. Sie sind oft abgehängt, da die Verkehrsanbindung schlecht ist, und auf Übernachtungsmöglichkeiten angewiesen“, sagt Hiltner.
Da das Einzugsgebiet immer größer wird und damit der Bedarf an Zimmern stetig wächst, hat die Bildungsakademie (BA) Waldshut neuen Wohnraum auf Zeit geschaffen. „Wir haben gleich neben der BA Räume angemietet, in denen wir zwölf Zimmer zum Übernachten anbieten können“, sagt Christian Herz, Leiter der Bildungsakademie Waldshut. Ab Ende Januar können dort die ersten Auszubildenden über 18 Jahren übernachten. Renoviert wurden die Räume durch die Meisterschüler der Maler nach einem selbst entwickelten Konzept.