Kompetenzteam Wie setzt sich eine Handwerkerstunde zusammen?

NEWS. Richtig kalkuliert garantiert der Stundenverrechnungssatz, dass sich die Arbeit für Handwerker lohnt. Experten der Handwerkskammer erklären, worauf es ankommt und wie Betriebe wettbewerbsfähig bleiben.

Schreinerin in einer Werkstatt hält einen Stapel Papier in der Hand und schaut in einen Laptop.
AdobeStock / DimaBerlin

Liegt die Rechnung für die erbrachten Leistungen bei den Kunden auf dem Tisch, kommt es nicht selten zu Nachfragen, warum die Handwerkerstunde so viel kostet. Was von außen teuer erscheinen mag, ist für einen Handwerksbetrieb die Lebensgrundlage, die er im Idealfall genau kalkuliert hat. Der Stundenverrechnungssatz ist der Betrag, der die Kosten deckt und den Gewinn sichert. Hier erfahren Sie, wo die Fallstricke bei der Kalkulation liegen.

1. Warum ist der Stundenverrechnungssatz wichtig?

„Der Stundenverrechnungssatz ist das Herzstück der Kalkulation und Preisgestaltung“, betont Melita Zivoder, betriebswirtschaftliche Beraterin bei der Handwerkskammer Konstanz. Hinter dem Betrag verberge sich weit mehr als nur der Stundenlohn der Mitarbeiter. Das sei vielen Kunden nicht klar. Ein richtig kalkulierter Verrechnungssatz sei die betriebswirtschaftlich sichere Basis, die die Arbeit wertschätzt und das Unternehmen voranbringt.

2. Warum ist eine gründliche und individuelle Stundensatzermittlung wichtig?

So wie jeder Betrieb anders funktioniert, ist auch der Stundenverrechnungssatz individuell. „Viele Betriebe schätzen die Werte oder orientieren sich an den Mitbewerbern“, sagt Zivoder. Das sei für eine Marktanalyse zwar ein guter Einblick, bilde allerdings nicht die tatsächliche Kostenstruktur des Betriebs ab. „Sie laufen Gefahr, die Kosten nicht zu decken“, warnt die Beraterin. Sie empfiehlt, die Wirtschaftlichkeit zu überprüfen und die realen Kosten zu kalkulieren.

„Jeder Auftrag wird auf Basis echter Kosten und produktiver Stunden bewertet. Die Preisfindung ist kein Bauchgefühl“, macht auch Christian Lamers von der Steuerberatungsgesellschaft WSS in Rottweil deutlich. An seinem Webseminar für die Handwerkskammer zu dem Thema nahmen über 130 Handwerksbetriebe teil. Das Wissen über die Höhe der Gesamtkosten und die produktiven Stunden helfe bei allen Entscheidungen und schaffe Transparenz gegenüber dem eigenen Betrieb und den Kunden, sagt er. Macht der Betrieb Gewinn, können zusätzliche Rücklagen für Investitionen und Absicherung aufgebaut werden.

3. Was gehört in den Stundenverrechnungssatz hinein?

Der Steuerexperte rät dazu, kein gängiges Kalkulationsschema zu nutzen: „Das ist zu komplex und industrielastig.“ In einem einfachen Kalkulationsschema für Handwerksbetriebe werden die Gesamtkosten etwa für Personal, Räume, Fahrzeuge oder Versicherungen erfasst. Ebenso die Abschreibungen und Zinsen. Zusätzlich werden kalkulatorische Kosten wie der Unternehmerlohn, ein Risikoaufschlag und der Gewinnzuschlag hinzugerechnet, um daraus die Kosten für den Stundenverrechnungssatz zu ermitteln. Über den Materialzuschlag kann ein Teil der Gesamtkosten abgedeckt werden.

Um die Gesamtkosten zu ermitteln, eignet sich die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) oder der Jahresabschluss. Die Basis sollten zwölf Monate sein, um Schwankungen etwa durch Urlaube und Konjunktur auszugleichen.

4. Was sind die geplanten produktiven Stunden?

„Jede Stunde, die Azubi, Geselle oder Meister produktiv auf der Baustelle oder in der Werkstatt für den Kunden arbeiten, sollte in Rechnung gestellt werden“, erklärt Steuerexperte Lamers. Dazu zählten nicht Fahrten zum Auftragsort oder Vorbereitungen für den Auftrag. „Wer die produktiven Stunden im Betrieb erhöht, der hat eine effiziente Stellschraube, um seinen Verrechnungssatz nach unten zu drücken und die Gewinnspanne zu erhöhen. Dafür müssen die Mitarbeiter keine Überstunden leisten. Es geht darum, Prozesse effizienter zu gestalten und sich Freiräume für produktive Arbeiten zu schaffen.“

5. Wie komme ich an die richtigen Werte für meine Berechnung?

„Wer nicht weiß, wie er Gesamtkosten, kalkulatorische Kosten oder produktive Stunden berechnen soll, darf sich jederzeit an uns Berater bei der Handwerkskammer wenden“, sagt Melita Zivoder. „Es kann eine Herausforderung sein, die richtigen Zahlen zusammen zu tragen. Wir und auch die Steuerberater unterstützen dabei. Zur Bestimmung der Werte stelle sie auch gerne eine unkomplizierte Excel-Tabelle zur Verfügung.

6. Und wenn am Ende der Stundenverrechnungssatz nicht wettbewerbsfähig ist oder kein Gewinn bleibt?

Wer nach der gründlichen Aufstellung der Zahlen feststellt, dass er zu teuer ist oder nichts übrigbleibt, kann die Beratung in Anspruch nehmen. „Grübeln Sie nicht lange nach, sondern kommen Sie zu uns“, ermuntert Zivoder die Betriebe. Um den Stundensatz zu optimieren, könnten die Kosten gesenkt werden. Noch effektiver sei es, die produktiven Stunden zu erhöhen. „Das ist ein längerer Prozess, zu dem wir auch die BWHM, die Beratungs- und Wirtschaftsförderung für Handwerk und Mittelstand, hinzuziehen können.“


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Flyer: Wie setzt sich eine Handwerkerstunde zusammen? (PDF)


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